Es gibt im Jahresverlauf vier besondere Tage, die ich viel intensiver wahrnehme, seit ich auf dem Land wohne.
Der längste Tag.
Die längste Nacht.
Die zwei Tag- und Nachtgleichen zum Frühlings- und zum Herbstbeginn.
Diese vier besonderen Tage haben alle mit dem Sonnenstand zu tun, mit dem Licht und dem Wechsel der Jahreszeiten,
Jetzt ist der Herbst da.
Seit dem 22. September werden die Tage kürzer und dunkler, man spürt es schon deutlich.
Mein Abendspaziergang muss jeden Tag etwas früher stattfinden, denn im Feld stehen keine Laternen.
Und gerade in der Übergangszeit kommt es oft vor, dass ich zu spät losgehe oder den Zeitpunkt sogar verpasse. Nur den einen Absatz noch... und dann schaue ich auf und es ist schon dunkel.
Mit dem schwindenden Licht wandern die Sommerkleider im Schrank nach oben, die Wollpullover rücken nach unten. Ich beginne mit Kürbissen zu liebäugeln und bekomme nach einem Sommer voller schnell zusammengeschnippelter Essen Lust auf große Kochgelage, Schmortöpfe, deren Duft durchs Haus zieht, knackende Holzscheit im Kamin, Herbstspaziergänge unter hohen Himmeln, Morgennebel und Altweibersommerfäden. Der Wein an der alten Kirchenmauer färbt sich rot, die Kraniche beginnen zu ziehen und die Rotmilane haben sich auch schon auf den Weg gemacht.
Es liegt dieser besondere Duft in der Luft, süß und herb das trockene Laub, in den Streuobstwiesen riecht es nach Äpfeln, der Rauch von Holzfeuern steigt durch die Kamine und der Geruch von Kartoffelfeuern mischt sich dazu. Die erste glänzende Kastanie landet in der Jackentasche.
Septemberwehmut blüht auf, wenn der Sommer geht.
Aber die Vorfreude auf den Herbst und sein Oktobergold glänzt warm.
Nach viel Draußen gehts jetzt nach Drinnen.
Innenzeit.