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Von Longsellern, Mental Load und Frauen, die einander helfen…

Im Jahr 2012 habe ich meinen dritten Roman geschrieben, der dann 2013 bei Ullstein erschien, als Hardcover, ich war stolz.
Auf den Titel war ich allerdings weniger stolz. Den hatte der Verlag gebastelt, nachdem kurz vorher der wundervolle Film Ziemlich beste Freunde sehr erfolgreich in die Kinos gekommen war. Es war mir peinlich und unangenehm, gerade, weil ich auch in der Filmbranche arbeite. Aber, Verlage können da hartnäckig sein, man versprach sich gute Verkaufszahlen. Und bis heute weiß ich nicht, ob das Buch wegen seines Titels oder wegen seines Inhalts zum Longseller wurde? Aber, ich sage mal: Egal! Ich freue mich einfach!
Jede Autorin will es gerne auf die Bestsellerliste schaffen. (Ich auch, übrigens, und einmal hat es auch geklappt!)
Aber noch besser als ein Bestseller ist ein Longseller.
Ein Buch, das nicht eine Saison oder ein Jahr oder zwei Jahre lang gelesen wird, sondern Jahr für Jahr seine Leser und Leserinnen findet, von dem immer neue Auflagen gedruckt werden, ein Buch, das bleibt.
Und als der Ullstein Verlag anfragte, ob wir dem Buch nicht ein neues Mäntelchen verpassen wollen, damit auch das Cover die noch immer währende Aktualität des Inhalts widerspiegelt, habe ich natürlich gesagt: Ja! Juhu!
Und freue mich, dass man bei Ullstein noch immer an die Geschichte glaubt und das Buch nun am 29. Februar 2024 neu erscheint.

Als ich das Buch geschrieben habe, war von Mental Load noch keine Rede. Was nicht heisst, dass es das Phänomen noch nicht gegeben hätte.
Ich wollte damals humorvoll darüber schreiben. Wollte meine Beobachtungen zur konstanten Überlastung von Frauen zwischen Beruf und Familie in einer Komödie erzählen, vom inneren Wunsch, alles so perfekt wie möglich machen zu müssen, weil man als Frau ja auch in der Außenwahrnehmung alles ein wenig perfekter machen muss…
(Ich muss da an das Zitat von Madeleine Albright denken: “Es gibt viel, Platz auf der Welt für mittelmäßige Männer, aber wenig Platz für mittelmäßige Frauen.”)
Und jetzt aber kommt das Traurige, das hinter dem Jubel über die neue barbiepinke Auflage steckt: Es hat sich an diesem Prinzip offensichtlich so wenig geändert, dass die Geschichte noch immer aktuell ist.
(Und noch ein Einschub aprospos barbiepink: Natürlich liebe ich Ryan Gosling, aber natürlich hat es mich enttäuscht, dass Greta Gerwig und Margot Robbie keine Oscarnominierung erhalten haben. It´s a Ken’s world…)
Und jetzt aber zurück zu den Freundinnen: Auch wenn ich die Geschichte heute wahrscheinlich anders schreiben würde, weil die Welt und unsere Gesellschaft sich innerhalb von 12 Jahren sehr deutlich verändert haben: Mental Load ist ein gut recherchierbares Thema von gesellschaftspolitischer Relevanz, zu dem sich kluge Frauen viele Gedanken gemacht haben. Ich habe mal ein wenig gegoogelt:

Wikipedia zum Stichwort “Mental Load”

Equal Care Day und Mental Load

Alle Zeit von Teresa Bücker: Über Macht und Zeit und eine gerechtere Umverteilung

SZ über “Die Erschöpfung der Frauen” von Franziska Schutzbach

Es ist aber natürlich nicht nur ein Buch über ein “Thema”, sondern auch – wie der Titel unschwer erkennen lässt – über eine Freundschaft. Und zwar über eine unwahrscheinliche Freundschaft zwischen zwei Frauen, die sich in einer orthopädischen Reha aufgrund eines Buchungsfehlers ein Zweibettzimmer teilen müssen. Und wo habe ich begonnen, diesen Roman zu schreiben? Genau. Während einer Reha… denn wo sonst würden Frauen aus so unterschiedlichen Welten aufeinandertreffen und sich kaum aus dem Weg gehen können? Die Verfilmung des Romans ist unter dem Titel Zweibettzimmer hier in der ZDF Mediathek zu sehen, Schwimmnudeln, Meditation und progressive Muskelentspannung nach Jacobson inklusive.
“Und wenn ein Gedanke kommt, dann lassen wir ihn einfach vorüberziehen, wie eine Wolke am Himmel….”
Meine Güte, hatten diese Leute nichts im Hirn, dass sie es einfach leeren konnten? Ihr Kopf war voller Gedanken, und das immer!
… wie konnte irgendjemand auf dieser Welt “nichts” denken? Es war ihr ein Rätsel.
S. 177

Hier werden zwei Frauen zu Freundinnen, die sich gegenseitig ziemlich ätzend finden, und dennoch erkennen, dass sie mehr oder weniger in einem Boot sitzen, sich solidarisieren und sich gegenseitig helfen.
Women help women rise!
Auch hier habe ich an ein Zitat von Madeleine Albright gedacht, nämlich dieses: “Es gibt einen besonderen Platz in der Hölle für Frauen, die anderen Frauen nicht helfen.”
Also, gut aufpassen, dass ihr diesen Platz nicht zugewiesen bekommt, wenn es mal so weit ist.
Konstanze und Schackeline haben es ja auch geschafft.

 

 

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